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In der Nacht vom 18. zum 19. Januar 2007 stürzten in Deutschland vermutlich mehrere Millionen Bäume um. In den NSG "Waldmoore bei Großdittmannsdorf" und "Moorwald am Pechfluss bei Medingen" waren es mehr als 400 Bäume.
Neben dem wirtschaftlichen Schaden, entstanden dabei jedoch auch natürliche Strukturen, die wertvolle Lebensstätten für gefährdete Tier- und Pflanzenarten darstellen.
Im Gegensatz zum Wirtschaftswald bietet sich in den Kernbereichen der Schutzgebiete eine einzigartige Gelegenheit, zahlreiche Sturmbiotope zu erhalten.
Im Folgenden werden Sturmbiotope in Wort und Bild vorgestellt und die Notwendigkeit ihres Erhalts aufgezeigt.
Wurzelkolke
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Durch Umstürzen von Bäumen können bei entsprechendem Grundwasserstand Wurzelkolke entstehen. Sie bilden natürliche Kleingewässer, die ein Gebiet in seiner Biotopstruktur erheblich aufwerten können. Durch Belassen dieser natürlich entstandenen Tümpel kann das Habitatangebot für
Amphibien, Libellen und Wasserkäfer (Weiher- und Tümpelarten) verbessert werden.
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Wurzelteller
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Die aufrechtstehenden Wurzelteller der flachwurzelnden Bäume bilden Brutstätten für Tiere (Vögel, Insekten). Die höchsten Wurzelteller erreichen in den NSG eine Höhe von bis zu 5 Metern. Die sandig-kiesigen Wurzelmulden dienen als Habitat für Hautflügler und als Eiablage-Plätze der Zauneidechse. Wurzelteller ab 1,70 m Höhe sollten in den NSG erhalten bleiben.
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Wurzelhügel
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Wurzelhügel sind kleinere Gebilde. Sie führen in erster Linie zu einer Bereicherung der Waldbodenstruktur. Zum einen bauen hier Säugetiere bevorzugt ihre Baue (lockeres Material, Holz). Zum anderen sind Wurzelhügel Herd einer natürlichen Verjüngung des Waldes.
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Wurzelvorhang
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Der abgedunkelte Raum zwischen Wurzelteller und der davor herabfallenden Waldbodendecke (Vorhang)
bietet vielen Tierarten Rückzugsmöglichkeiten, u.a. Tagesverstecke für verschiedene Fledermausarten.
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Wipfelbrüche
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Bäume mit einem Brusthöhendurchmesser (BHD) >30 cm, deren Wipfel abgebrochen ist sollten erhalten bleiben, sofern die Wegesicherung nicht entgegensteht. Die senkrecht stehenden Baumstümpfe sind potenzielle Höhlenbäume für Spechte und Höhlennachnutzer (Fledermäuse, Kleineulen usw.) sowie Lebensstätte
für seltene Totholzkäfer.
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Windwurfverhaue
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Sobald mehr als fünf Bäume auf engstem Raum umgestürzt sind, spricht man von einem Windwurfverhau. Windwurfverhaue mit Wipfelbrüchen, Wurzeltellern, Wurzelkolken und dem zu erwartenden hohen Totholzanteil haben einen herausragenden Dokumentationswert für das Sichtbarmachen dynamischer Waldentwicklungsprozesse. Der flächengrößte Verhau im NSG "Moorwald am Pechfluss bei Medingen" mit Beispiel- und Dokumentationscharakter dient der Förderung von Nachtschwalbe, Heidelerche, Moorfrosch, Knoblauchkröte, Kreuzotter und Zauneidechse. Der Windwurfverhau befindet sich teilweise in einer FFH-Entwicklungsfläche zur
Wiederherstellung eines Waldkiefern-Moorwaldes. Die umgestürzten Bäume hemmen den Abfluss von Moorgräben und fördern damit die Moorrevitalisierung auf natürliche Weise.
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Erhalt von Sturmbiotopen - Druckversion (einschließlich rechtliche Grundlagen) pdf
Poster zu Sturmbiotopen in den NSG pdf
Weiterführende Literatur:
Scherzinger, W. (1996): Naturschutz im Wald: Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung. 447 S. Infos zum Buch
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Fachgruppenmitglieder zur
Heckenpflanzung bei Marsdorf
Die Kinder & Jugend-Natur AG auf Exkursion
Moritzburger Kleinkuppenlandschaft
Moorwaldgebiet
Großdittmannsdorf
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